Familien-Garten

Vor drei Jahren haben wir uns unser Grundstück gekauft. Erstmal das Grundstück, und später dann unser Haus dazu. Wir haben uns dieses Stück Erde nach und nach erschlossen, zunächst emotional, dann ganz tatkräftig.

Ganz am Anfang stand die Bank. Nicht das Finanzinstitut (das brauchten wir auch), sondern eine alte Sitzbank aus dem Besitz meiner Schwiegereltern. Sozusagen das Startkapital. Die haben wir erst einmal mit unseren Kindern postgelb angestrichen und an der Straßenseite aufgestellt. Da saßen wir so manche Stunde, wie ein altes Ehepaar, und malten uns aus: wie wird wohl unser Häuschen aussehen, wie werden unsere Kinder auf der Terrasse spielen, während wir mit einer Tasse Kaffee in der Hand ihnen zuschauen können…Das Lustige war, dass manche Spaziergänger die aufgestellte Bank als öffentlich begriffen und sich genauso wie wir gerne mal für ein kleines Verweilen dort herniedersetzten.

Die Außentreppe. (Foto: G. Bach)

Aber wir haben nicht nur geträumt. Der Spaten musste her, und lehmiger Boden wurde schweißtreibend bearbeitet und umgegraben für ein Kartoffelbeet. Hinzu kamen Möhren, Radieschen, Erdbeeren, Tomaten und Erbsen.

Auch ein Grillfeuer haben wir gemacht, und Stockbrot gegessen. Von den eingepflanzten zwei Bäumen hat nur der Zwetschgenbaum überlebt. Den Apfelbaum hat dann die versammelte Meute der Kinder in unserer Straße im darauf folgenden Winter beim Schlittenfahren umgemäht.

Dann kam das Spielhaus. Es hatte sogar eine elektrische Klingel und stand vor einem schon hochgewachsenem Haselnussbaum. Unsere älteste Tochter Vici kletterte jeden Tag nach der Schule zusammen mit ihrer besten Freundin in diesen Baum hinein. Sie nannten ihn „Verwandlungsbuggy“. Denn jeden Tag war er in der kindlichen Phantasie ein anderes Gefährt und transportierte sie in eine andere Welt.

Als dann der Kran anrückte, durfte der Verwandlungsbuggy ihm nicht zum Opfer fallen. Die Bauarbeiter hatten auch ihren Spaß, als sie das Spielhaus ganz nach unten an den Rand des Grundstücks versetzen durften. Passanten schäkerten oft, wenn sie an unserem Grundstück vorbeigingen: „Sieh mal, das Häuschen steht doch schon.“ Aber jetzt wurde es ernst.

Mittlerweile steht unser Haus. Der Rasen ist eingesät und ist gut gewachsen. Auch ein neues Beet ist angelegt. Unser Sohn Johannes, der im Sommer eingeschult wird, griff zusammen mit einem Freund in einem unbeobachteten Moment nach den übrigen Grassamen und verteilte sie ins Beet und in die Ritzen der Stufen unserer Außentreppe. Der Adrenalinspiegel der Eltern wuchs schnell, die Grassamen an der richtigen und an der falschen Stelle ebenso. Unsere Vici und unsere Kleinste, die Clara, nehmen es pragmatisch. An heißen Tagen lassen sie sich auf der Treppe ihre nackten Füße kitzeln.

Unsere Terrasse ist noch nicht gepflastert. Wir sitzen aber schon darauf, haben das Trampolin, Tisch und Stühle und den Sonnenschirm auf einen Kunstrasenteppich gestellt. Viele Freunde und Nachbarskinder und Familien kommen zu uns zu Besuch. Sie lieben unseren Garten, obwohl er alles andere als perfekt und fertig ist. Wir auch, denn er ist die Baustelle unserer Träume. Wir tragen unseren Teil dazu bei, nach und nach. Viel Geduld, aber auch viel Achtsamkeit ist dafür nötig. Und unsere Träume: wir sehen sie buchstäblich wachsen. In unserem Familien-Garten.

Gunnar Bach

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