Mein Körper tut es irgendwann nicht mehr. Ich kann zwar die Kräfte stärken, die das System zusammenhalten. Aber meine Biologie wird zerfallen oder einfach aufhören, weil eine Ader verstopft ist oder platzt. Aber die Idee von mir löst sich nicht auf. Genau wie die Zahl „Drei“ bleibt, auch wenn die drei Vasen kaputt oder die drei Bäume vor meinem Fenster eingegangen sind.
Die Idee von mir muss ja vor den Molekülen meiner Biologie dagewesen sein. Wenn ich aus 80% Wasser bestehe, dann ist dieses Wasser ja nicht wie Wellen auf einem See zerflossen. Meine Gesichtszüge machen mich wieder erkennbar. Zwar gleicht mein Mienenspiel den Wellen auf einem See, aber meine Gesichtszüge, mit denen ich das Mienenspiel „erzeuge“ bleiben. Es ist mein Ich, das mit den Gesichtsmuskeln die Mimik erzeugt.
Die Seele steigt zum Himmel auf
Warum sollte dieses Ich vergehen. Das war die Idee der Griechen. Die Seele ist eigentlich ein himmlisches Wesen. Wenn sie sich mit einem Körper verbindet, dann formt sie die bloße Materie zu etwas Lebendigen. Sie bringt sich auf dem Gesicht durch die Mimik zum Ausdruck, so dass andere ablesen können, was ich fühle und wie ich auf sie reagiere. Diese Seele entkleidet sich nach Auffassung der Griechen des Körpers. Sie wird vom Materiellen gereinigt und kehrt so in ihre Heimat zurück.
Der Leib kann nicht übergangen werden
Die junge Christenheit fand diese Vorstellung faszinierend. Die Seele wird nach dem Tod nicht in die Verliese der Unterwelt verbannt, sondern steigt strahlend in den Himmel auf. Aber da war der gekreuzigte Jesus, der mit seinem Leib das Tor zum Himmel aufgestoßen hat. Der Leib hat damit für jeden Menschen eine himmlische Bedeutung bekommen. Die Seele kann ihn nicht einfach abstreifen. Der auferstandene Jesus trägt an seinem himmlischen Leib sogar noch die Wundmale.
Meine Seele, die Idee von mir, sucht sich einen neuen Leib. Dass sie das kann, weiß ich von dem Körper, mit dem ich jetzt in dieser Welt bin. In einer anderen Welt bin ich dann in einem anderen Körper.
Eckhard Bieger S.J.